Wohnen im Klassenzimmer – Umbau einer Schule zu einer altersgerechten Wohnanlage, Suhl
Am Hoheloh 1, 98527 SuhlErläuterungen zur Einreichung
Wohnen im Klassenzimmer“ Umbau der ehemaligen Döllbergschule zu einer altersgerechten Wohnanlage in Suhl Bauherrin: AWO Alten-, Jugend- und Sozialhilfe gGmbH Pfeiffersgasse 12 99084 Erfurt Fertigstellung: 06/2010 Eckdaten: 55 WE mit 2956 qm Wohnfläche Vorbereitungszeitraum ca. 5 Jahre (Option durch den Stadtrat) KG 200-500 ca. 3,50 Mio. Euro Mietansatz 5 Euro / qm Nettokaltmiete Förderung über das Innenstadtstabilisierungsprogramm des Freistaates Thüringen (ISSP) und über das Deutsche Hilfswerk (DHW) Das Vorhaben hat die beispielhafte Umnutzung einer vormaligen Plattenbautypenschule zum Inhalt. Es verweist auf die notwendige Entwicklung neuer, altersgerechter Wohnformen in innerstädtischen Quartieren. Dem Leerstand wird mit einem am örtlichen Bedarf orientierten Wohnvorhaben begegnet. Dabei sind die Wechselbeziehungen zwischen Bewohner, Betreiber / Bauherrin, der Stadt mit ihren Gremien und nicht zuletzt den beteiligten Planern beispielhaft für ähnlich gelagerte Projekte. Die Wohnfunktion wird durch externe Dienstleistungen und Betreuungsangebote ergänzt. Die daraus resultierende Kombination ermöglicht ein selbständiges und selbstbestimmtes Wohnen auch im dritten Lebensabschnitt und stellt eine echte Alternative zu vollstationären Pflegeformen dar. Aus baulicher Perspektive erfährt ein, in vielen Variationen existierender, Typenbau durch die Betonung seiner funktionalen, wirtschaftlichen und gestalterischen Potentiale eine neue Definition. Insgesamt entstanden 55 barrierefreie Wohneinheiten, die eine funktonale Ergänzung durch eine Begegnungsstätte, eine Gästewohnung und eine Concierge finden.
Preisträger
BarriereFREI-Preis 2013
Bereich Bauwerke/ Gebäudeensembles, Freiraumgestaltungen, Verkehrsräume, Planungen
Maßgeblich Beteiligte
Bauherr:
AWO Alten-, Jugend- und Sozialhilfe gGmbH
Herr Hack, Frau Jautsch
Pfeiffersgasse 12
99084
Erfurt
http://www.awo-ajs-thueringen.de
Architekturbüro:
Projektscheune Lönnecker & Diplomingenieure
Herr Jens Lönnecker
Hauptstraße 3a
98553
St. Kilian
http://www.projektscheune.de
Beurteilung der Jury
Das Projekt „Wohnen im Klassenzimmer“ zeichnet sich durch seine bemerkenswerte Umnutzung bzw. Verwandlung von einer
Typenschule zu einem Wohnquartier mit barrierefreien Wohnungen
aus. Im städtischen Kontext der Stadt Suhl zentral gelegen
und umgeben von großzügigen Grünflächen wurde eine
ungenutzte Plattenbautypenschule so umstrukturiert, dass
insgesamt 55 barrierefreie Wohneinheiten (davon vier rollstuhlgerechte
Wohnungen), Gemeinschaftsräume für Begegnungen,
eine Gästewohnung und ein Concierge-Bereich realisiert wurden.
Das Wohnangebot kann bei Bedarf durch externe Dienstleistungen
und Betreuungsangebote ergänzt werden und soll so
ermöglichen, dass die Nutzer ein selbständiges und selbstbestimmtes
Wohnen auch im dritten Lebensabschnitt so lange wie
möglich hier verwirklichen können. Der Realisierung ging ein
fünfjähriger Planungsprozess voraus, indem ein intensiver Austausch
zwischen den zukünftigen Nutzern, dem Betreiber (Bauherrin),
der Stadt mit ihren Gremien und dem Planer erfolgte.
Diese intensive Beteiligung der Verantwortlichen zur Revitalisierung
des Schulgebäudes wird als außergewöhnlich gewertet
und ist zentraler Bestandteil des erfolgreichen Vorhabens,
welches bereits durch das Innenstadtstabilisierungsprogramm
des Freistaates Thüringen (ISSP) und das Deutsche Hilfswerk
(DHW) gefördert wurde.
Das Ziel der ambitionierten Sanierung und Umnutzung war
es, bezahlbaren Wohnraum für alle Nutzer zu schaffen, was mit
einer Nettokaltmiete von 5 Euro je Quadratmeter Wohnfläche
vollständig gelungen ist. Auch die Bereitstellung einer Gästewohnung
und der Begegnungs- und Gemeinschaftsräume stellt
ein überaus positives Zeichen dar, wie „Wohnen“ in Zukunft
verstanden werden kann. Sich wohlfühlen können, auf persönliche
Veränderungen und Bedürfnisse im gewohnten Umfeld
reagieren zu können und Optionen für eine ambulante Pflege zu
haben, ist ein Konzept, was Menschen auch in der sogenannten
dritten Lebensphase dafür begeistern kann, eine neue Wohnung
zu beziehen.
Die Jury bewertet diese vollständige Umnutzung des Baukörpers
und dessen neue Infrastruktur als überaus innovativ und
nachahmungswert. Das Mitte 2010 fertiggestellte Projekt zeigt,
dass dem lokalen Bedarf an innerstädtischen Wohnquartieren
auch mit der Umnutzung leerstehender Gebäude und deren barrierefreier
Ausstattung begegnet werden kann. Besonders positiv
wird hierbei die Revitalisierung des Brachgeländes und -gebäudes,
der Kreativität des Planers und der Mut des Bauherrn,
ein solches Projekt zu verwirklichen, bewertet.
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Der eingereichte Erläuterungstext wurde weder korrigiert noch lektoriert.
Einreicher war Jens Lönnecker.